Wofür ist Scrum geeignet?
Scrum ist keine Universallösung. Scrum ist gut geeignet, um komplexe Probleme zu lösen. Scrum ist zwar in der Softwareentwicklung groß geworden. Aber Scrum ist nicht darauf beschränkt. Softwareentwicklung ist ein Beispiel für komplexe Probleme. Wir kennen viele Beispiele aus anderen Bereichen.
Mit Scrum können wir drei große Bereiche bedienen:
- Starke Produkte und Services bei unklarer Ausgangslage entwickeln: Durch Scrum, Ausprobieren und häufiges Feedback lernen wir, was den Anwender:innen wichtig ist. Gute Produkte sind der Schlüssel zum Erreichen von Unternehmens- oder Organisationszielen.
- Kontinuierlich Abläufe verbessern: Keine Organisation wird von sich sagen, dass all ihre Prozesse reibungslos fließen und die Kund:innen so schnell wie möglich ihre Leistung bekommen. Mit Scrum können Sie jetzt anfangen, sich in kleinen Schritten in Richtung der vereinbarten Ziele zu verbessern. Scrum basiert auf Lean Thinking. Alle Techniken, die dort zum Einsatz kommen, sind auch in Scrum Teams willkommen.
- Mit komplexen Systemen umgehen: Komplexe Systeme sind ständig in Bewegung. Mit Scrum kann man an den Grenzen experimentieren, die das Systemverhalten bestimmen.
Wenn Sie wissen wollen, ob Scrum Ihnen in Ihrer Situation hilft, können Sie sich folgende Fragen stellen:
- Sind unsere Produkte noch gut genug für unsere Kunden? Sind wir sicher, wie die nächste Produktgeneration aussieht?
- Sind unsere Prozesse gut genug, um die Kunden zufrieden zu stellen und bleibt dabei Geld übrig?
- Funktionert das System, in dem wir arbeiten und liefern noch zuverlässig und schnell?
Scrum bildet den Rahmen, in denen weitere Techniken und Verfahren integriert werden.
Kann ich mit Scrum Hardware entwickeln?
Ja. Der namensgebende Aufsatz für Scrum "The New New Product Development Game" von Nonaka und Takeuchi behandelte nur Hardwareprodukte (Autos, Kopierer, Brotbackautomat). Das erste Scrum-Team hat die Empfehlungen auf Softwareentwicklung übertragen.
Die Techniken, die wir heute in Scrum nutzen, um Produkte zu entwickeln, waren bis Ende der 1940er-Jahre weltweit Standard. Toyota und andere japanische Firmen haben das einfach konsequent weitergemacht und verbessert. Die Fachbegriffe sind dafür Lean Product Development und Set-based Concurrent Engineering.
Kann man Scrum im Einkauf benutzen?
Ja. In klassischen Beschaffungsprozessen stecken viel Verschwendung und Wartezeiten. Durch das Zerlegen in kleinere Zwischenergebnisse und dem Zusammenbringen von allen Beteiligten können Verträge für komplexe Produkte innerhalb von wenigen Tagen (statt in Wochen oder Monaten) abgeschlossen werden. Der Fachbegriff hierfür ist Lean Agile Procurement.
Funktioniert Scrum in der Schule, Bildung oder Lehre?
Ja. Der Chemie-Lehrer Willy Wijnands hat vor Jahren die Ideen von Backlogs und selbst-organisierten Teams auf den Schulunterricht übertragen. Der Lehrer/die Lehrerin übernimmt die Rolle des/der Product Owner:in. Die Lernenden werden in kleine Teams aufgeteilt, die ein Lernbacklog abarbeiten. Sie bekommen regelmäßig Feedback und reflektieren regelmäßig ihre Zusammenarbeit. Dieses Konzept nennt sich eduScrum und ist weltweit in Schulen, Universitäten und Ausbildungsbetrieben im Einsatz.
EduScrum ist kein Ersatz für Gruppenarbeit, sondern ein Rahmen, um starke Persönlichkeiten zu entwickeln.
Lässt sich Scrum in der Gesundheitsbranche oder Pflege anwenden?
Ja. Scrum kann genutzt werden, um Prozesse zu verbessern. Unsere Kollegen von der Scrum Inc. haben ein Beispiel veröffentlicht, in dem ein gemischtes Team die Reinigungszeiten für Operationssäle drastisch verkürzen konnte. Dadurch wurde es für das Krankenhaus möglich, mehr Patient:innen zu operieren.
Unter dem Stichwort Lean Healthcare haben die Praktiker:innen ihre Erfahrungen aus der Gesundheitsbranche veröfentlicht. Einen guten Einstieg bietet das Buch Lean Hospitals von Mark Graban.
Jos de Blok hat aus Unzufriedenheit in den Niederlanden einen eigenen Pflegedienst gegründet, der nur aus kleinen, selbst-organisierten Teams besteht. Die Teams von Buurtzorg kümmern sich um Lernen und Wissensaustausch, damit die betreuten Menschen möglichst lange selbstbestimmt zu Hause leben können.